Nach dem 2. Weltkrieg zeigte sich
der Wagenpark der Grazer Straßenbahn als stark veraltet. Dadurch veranlasst
fasste die GVG (Grazer-Verkehrs-Gesellschaft)
1946 den Beschluss, bei SGP Graz je 50 Trieb- und Beiwagen zu
bestellen. Das war die größte Anzahl an Garnituren, die von der
Grazer Straßenbahn je bestellt wurde.
Als Vorbild für das Aussehen der neuen Type diente der deutsche
"Einheitsstraßenbahnwagen" ("KSW"
KriegsStraßenbahnWagen).
1944 wurden aus dieser Serie von der Waggonfabrik
Uerdingen vier Beiwagen geliefert, Übrigens die einzige Lieferung
von KSW nach Graz.
Beim Bau der neuen Trieb- und Beiwagen musste Rücksicht auf die Gegebenheiten
des Straßenbahnnetzes, sowie auf den Materialmangel der Nachkriegszeit genommen
werden. Das hatte u. a. zur Folge, dass die Wagenkasten aus Holz hergestellt
und die Plattformen auffallend stark zugespitzt gebaut wurden.
Am 17. September 1949 wurden die ersten Wagen auf der Linie 6 in Betrieb
genommen. Eine richtige Sensation, erfolgte doch die letzte Lieferung von neuen
Garnituren vor fast 20 Jahren! Die Lieferung aller 50 Trieb- und Beiwagen erfolgte
im Zeitraum von 1949-1952. Zusätzlich wurden zwei Reservefahrgestelle geliefert
(daraus entstand die
Triebwagenreihe 250).
Die Triebwagen erhielten die Nummern 201-250, die Beiwagen 401B-450B. Zu den
bisherigen Wagen in Graz gab es beträchtliche Unterschiede. U. a. verfügten
sie über Plattformtüren, die elektropneumatisch betätigt wurden, außerdem waren es die ersten Triebwagen bei der der Fahrer
eine Sitzgelegenheit hatte.
Zu Beginn der 60er setzten bei der Grazer Straßenbahn
Rationalisierungsmaßnahmen beim Personal ein, um den steigenden Kostendruck zu
begegnen. Das hatte zur Folge, dass beim Neueinkauf von Wagen, nur mehr
Gelenktriebwagen (Sechs- oder Achtachser) angeschafft wurden, da hierdurch im
Vergleich 6-Achser zu 2-Achser mit Beiwagen je ein Bediensteter, unter
Beibehaltung des
"Fahrgastfluss-Systems", eingespart werden
konnte.
Gleichzeitig wurde ab Herbst 1967 begonnen, je 35
Trieb- und Beiwagen der 200er-, bzw. 400B-Reihe für den schaffnerlosen
Beiwagenbetrieb umzurüsten.
Dies betraf die Triebwagen 201-211, 213-218, 221, 223-225, 227-229, 231,
236-239, 242-244, 246, 248 und 249, sowie die Beiwagen 402B-405B, 407B-410B,
414B-415B, 417B, 419B-420B, 422B-431B, 434B-436B, 438B-443B, 447B-448B und 450B.
Die umgebauten Beiwagen erhielten folglich statt 400er- 300er-Nummern. In den
Triebwagen wurde der
"Fahrgastfluss" beibehalten. Da nur
die Türen der rechten Wagenseiten umgebaut wurden, waren die Zweiwagenzüge
praktisch zu Einrichtungszügen geworden. Die nicht umgebauten Triebwagen waren
nur mehr als Solowagen unterwegs.
Eigentlich hätten die alten Fahrzeuge mit Holzaufbau gemäß Paragraph 12 (1) der
Straßenbahnverordnung 1957 bereits in den 70ern ausgeschieden werden müssen, in
Graz dauerte es aufgrund von (permanentem) Geldmangel bis 1989. Die 1967-1969
umgebauten Wagen wurden spätestens 1988, die nicht umgebauten Triebwagen 1989
ausgemustert.
Anmerkung:
Fahrgastfluss: Darunter versteht man ein System, bei
der Fahrgäste zum Ein- und Aussteigen unterschiedliche Türen benutzen.
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