Wenn ein Dorf Anschluss an "die große weite Welt" erhält
Die Strecke der Linie 6,
seit 1918 untrennbar mit dem Bezirk St. Peter verbunden, kann in Graz als das beste Beispiel für den Wandel in der
Verkehrspolitik innerhalb der letzten Jahrzehnte gelten.
1906 wurde die Strecke in das Zentrum von St. Peter gebaut bis zur Kreuzung (St.
Peter) Hauptstraße - Petersbergenstraße. Das Dorf, damals noch selbstständig und
erst 1938 eingemeindet, erhielt als letzte Nachbargemeinde von Graz überhaupt
noch einen Straßenbahnanschluss.
Die Strecke wurde eingleisig gebaut und blieb es großteils bis nach dem 2.
Weltkrieg. Das letzte zweigleisige Streckenstück wurde erst 1972 bei der
Münzgrabenkirche errichtet.
Abschied Aufgrund Platzmangels bei der
Endstation in St. Peter wurde eine Kuppelendstelle errichtet. Durch den Bau des
Berufsschulzentrums St. Peter und dem damit verbundenen Schülerverkehr wurde in
der Petersgasse auf der Höhe Inffeldgasse 1959 eine Gleisschleife errichtet.
Der zunehmende Autoverkehr in der St. Peter Hauptstraße, das Fehlen einer
Gleisschleife bei der Endstation und der allgemeine Plan die Straßenbahn aus dem
Hauptverkehrsstraßennetz der Stadt zu entfernen, ließen in den 60ern den Plan
aufkommen, den 6er zum Schulzentrum zurückzulegen, was Ende 1969 realisiert
wurde.
Einige Fotos über den
einstigen Streckenverlauf in der St. Peter Hauptstraße:
|
Seit
09.11.2007 verkehrt wieder die Straßenbahn südöstlich des Schulzentrums. Nach 38
Jahren kehrte somit die "Bim" zurück.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
Im Unterschied zu damals jedoch zweigleisig
und auf eigener Trasse.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
Ein Blick zurück zum Schulzentrum St. Peter, welches sich eigentlich
noch im Bezirk St. Leonhard befindet.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
In Bildmitte sind Teile der
Terrassenhaussiedlung sichtbar, welche zwischen 1972-1978 errichtet
wurde und jetzt durch den 6er erschlossen wird.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
Während die neue Strecke ab der
Eisteichgasse nordöstlich weiterführt, verlief die alte Strecke
südöstlich
weiter zum
Ortszentrum von St. Peter.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
Ungefähr
hier befand sich früher die Ausweiche "Morrehof". Sie verlief bis zur
Kreuzung.
Aufnahme 11.04.2009 |
|
Bei
der Kreuzung St. Peter Hauptstraße / Plüddemanngasse wartet ein Bus der Linie 36
auf die Grünphase. Diese Linie, genauer genommen ihr Vorgänger, die
Linie M, übernahm den Streckenast der Linie 6 am 01.12.1969. Gleichzeitig wurde
die Linie bis nach Messendorf/Heimgarten verlängert. Aufnahme
11.04.2009 |
|
Eine
Verlängerung des 6ers nach Messendorf wurde immer wieder diskutiert und auch von Gegnern
der
Verlängerung der Linie 6 ins Peterstal ins
Spiel gebracht. Nur so könne die Straßenbahn den Pendlerstrom ins südliche Graz
verringern. Dass es bei dieser Verlängerung darum ging 10 000 Einwohnern der
Stadt Graz eine
umsteigefreie Verbindung in die Innenstadt zu ermöglichen, wurde oder wollte nicht
verstanden werden. Durch eine Verlängerung nach Messendorf würde die Buslinie 36
ersetzt werden können.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
Links
auf dem Bild ist die Haltestelle "Terrassenhaussiedlung" erkennbar. Diese wurde
erst lange nach der Stilllegung der Straßenbahn eingerichtet.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
In
ferner Zukunft soll eine Straßenbahnstrecke in den Süden von St. Peter nach
Messendorf gebaut werden. Diese soll jedoch nicht entlang der St. Peter
Hauptstraße, also durchs Ortszentrum, sondern in der Marburger Straße (=
westliche Parallelstraße) verlaufen.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
Das
eigentliche Ortszentrum von St. Peter besteht aus einer Vielzahl von kleinen und
mittelgroßen Einzelhandelsgeschäften, das als wichtigste Busverbindungen über
eine in der HVZ verspätungsanfällige Tangential- (Linie 63: Hauptbahnhof -
Petersbergenstraße) und Radiallinie (Linie 36: Schulzentrum St. Peter -
Raaba/ÖBB) verfügt.
Aufnahme 11.04.2009 |
|
Ein
Blick auf die Kreuzung St. Peter Hauptstraße / Petersbergenstraße (verläuft in
die linke Richtung).
Aufnahme
11.04.2009 |
|
Ein
Blick in Richtung Ortszentrum.
Aufnahme
11.04.2009 |
|
Die
Kuppelendstelle befand sich auf der rechten Straßenseite zwischen dem gelben
Haus und dem Gebäude nach der Ampel.
Aufnahme
11.04.2009 |
Wohin geht es weiter?
Erste Pläne,
den 6er nach der Streckenstilllegung 1969 in das Ortzentrum von St. Peter wieder zu verlängern, kamen Mitte der 70er auf. So
sollte dieser zur Eisteichsiedlung verlängert werden. Bis in die 90er hinein
entstanden in einer Entfernung von ca. 1km östlich und südöstlich des Schulzentrums weitere Siedlungen, sodass
es galt insgesamt 10 000 Bewohnern dieser Gegend einen Anschluss an das
Straßenbahnnetz zu bieten. Dazu sollte der 6er nun um 1,8km bis ins Peterstal verlängert werden (s.
Verlängerung Linie 6). Bis alle
Hürden überwunden werden konnten vergingen 10 Jahre, der Zeitraum von den ersten
Planungen bis zur Fertigstellung betrug somit 30 Jahre (I). Seit 09.11.2007 ist
die Verlängerung nun in Betrieb.
|