Ende 2007 beschloss
die damalige Grazer Stadtwerke AG (ab 21.05.2008 Graz AG Stadtwerke, seit
30.10.2010 Holding Graz) die Anschaffung von 45 Niederflurgarnituren des
Typs "Variobahn" (Einrichtungsfahrzeug) der Firma Stadler Rail.
Zuvor
wurden die Angebote von drei Anbietern engeholt:
Siemens / Elin (boten den "Ulf" an)
Bombardier / Vossloh Kiepe (boten
eine neue Generation des "Cityrunners" an)
Stadler Rail - Werk Berlin-Pankow
Diese
Entscheidung führte zu
Protesten der anderen Anbieter, so drohte Siemens mit der Absiedelung seines
Werks in Graz.
Die Argumente,
die den Ausschlag für die Variobahn gaben, sind:
niedrigste Anschaffungskosten pro Fahrgastplatz
niedrigste Betriebs- und Instandhaltungskosten
größte Fahrgastkapazität
umfassende Behindertenfreundlichkeit
fahrgastfreundliches
Infotainment
Der Fahrgastraum der
Variobahn wurde für körperlich eingeschränkte Personen entsprechend
freundlich gestaltet (mechanische Klapprampe für Rollstühle, APEX),
aber auch für Fahrgäste mit Kinderwagen bieten die zwei Mehrzweckflächen, die
über Klappsitze verfügen, ausreichend Platz.
Von der Stückzahl her
handelt es sich um die zweitgrößte Anschaffung in der Geschichte der
Straßenbahn (s.
Reihe 200
(1949-1952)). Die Gesamtkosten der Bestellung belaufen sich
(vorläufig) auf 97,2 Mio. Euro (Kosten/Fahrzeug: 2,16 Mio. Euro), die größte
bisher getätigte Investition im öffentlichen Verkehr in Graz. Die
Lieferung der Garnituren erfolgt (voraussichtlich) zwischen 2009-2015. Davon
sollen die ersten zwölf im Monatsrhytmus und die restlichen im
Zweimonatsrhythmus geliefert werden. Nach Lieferung des letzten Wagens soll
der Fuhrpark bei der Grazer Straßenbahn nur mehr aus Niederflurwagen
bestehen.
In der Nacht auf den
27.11.2009 wurde die erste Variobahn (Wagen 201) per Schwertransport nach
Graz geliefert. Ab 26.01.2010 wurden Testfahrten im Netz durchgeführt.
Am 10.04.2010
erfolgten die ersten Fahrten mit Publikum zwischen 9:00 bis 15:00 auf der
Strecke Jakominiplatz - Liebenau/Murpark. Die Fahrt mit dem Wagen 201 war an
diesem Tag kostenlos.
Mit der ersten
Variobahn hielt in Graz ein neues Zeitalter Einzug. Ab 11.04.2010
sollten Fahrkarten in der Straßenbahn nur mehr am Automaten, die in
jede Garnitur neu eingebaut wurden, erhältlich sein und nicht mehr beim
Fahrer, wie bisher üblich. Sollte, da die Automaten nicht einmal eine
Woche funktionierten, da es "Software-Probleme" gab. Die Automaten
blieben so teilweise bis Oktober außer Betrieb. In Betrieb genommen
wurden sie (nach eigener Beobachtung) zuerst in den Variobahnen und
Wagen der Reihen
600
und
650, also
in den neueren Garnituren des
Fuhrparks. In der Zwischzeit waren Fahrkarten wieder beim Fahrer/bei der
Fahrerin erhältlich. In diesen Monaten wurde man als Fahrgast
gefoppt, da es keinerlei Hinweise von außen über den Betrieb des
Automaten der Garnitur gab in der man gerade eingestiegen ist. So wurde
man vom Fahrer/der Fahrerin (allzu oft) "freundlich" auf den Betrieb des
Automaten hingewiesen (der Fahrer verkaufte in dieser Garnitur ja keine
Fahrscheine).
Schon vor der Lieferung der ersten Variobahn gab es
Diskussionen die Garnituren statt in der 27-Meter- in einer
37-Meter-Version zu bestellen. Da der Bau der
"Entlastungsstrecke"
weiterhin auf sich warten lässt und so die Herausnahme von Linien aus der
Herrengasse und die Verdichtung des Takts der anderen Linien weiterhin
ausgeschlossen ist, handelt es sich hierbei um die einzige Möglichkeit die
Kapazität der Straßenbahn in der Innenstadt zu erhöhen. Die Kosten für
zumindest eine Teillieferung der Garnituren in der Langversion würde sich
von 97 Mio. auf ca. 117 Mio. Euro erhöhen. Aber auch die Hauptremise
Steyrergasse müsste für 18. Mio Euro erweitert bzw. umgebaut werden, da beim
letztmaligen Ausbau (Kauf der
"Cityrunner") die Anschaffung zukünftig
längerer Garnituren nicht einkalkuliert wurde.
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